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Wie Fabian eine Sepsis überlebt hat und heute mit vier Prothesen seinen Alltag meistert

„Wir haben Fabian zurück ins Leben gebracht. Das ist für uns das Wichtigste“, so Prof. Dr. Thorsten Brenner.

Erkältung? Nein, Sepsis!

Ein Gänsehautmoment: Der 15-jährige Fabian sitzt im Rollstuhl vor den geschlossenen Türen der Intensivstation II an der Universitätsmedizin Essen. Der Station, auf der er 54 Tage lang aufgrund einer Blutvergiftung, Sepsis genannt, um sein Leben gekämpft hat. Dann steht er auf und die Türen öffnen sich. Sicheren Schrittes geht Fabian mit seinen zwei Arm- und Beinprothesen auf das Team aus Ärzten und Pflegenden zu, die vor einem Jahr sein Leben gerettet haben. Die Wiedersehensfreude ist groß. Der ein oder andere hat Tränen in den Augen. Denn Fabian hat es geschafft. Er hat seinen Weg zurück ins Leben gefunden. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht. Aufgrund der Sepsis hat der zuvor sportliche junge Mann große Teile seiner Arme und Beine verloren. Alles begann vor einem Jahr mit Erkältungssymptomen: Gliederschmerzen, Übelkeit, Fieber und Hautausschlag. Das lokale Krankenhaus gibt zunächst Entwarnung und rät zu einem Besuch des Kinderarztes am nächsten Tag.

Ein septischer Schock ändert alles

Doch in der folgenden Nacht verschlechtert sich Fabians Zustand sehr schnell und dramatisch. Der kurz zuvor noch vollkommen gesunde junge Mann erleidet einen septischen Schock. Innerhalb weniger Stunden setzt ein Multiorganversagen ein. Auslöser ist eine bakterielle Infektion – zunächst getarnt als vermeintlich harmlose Erkältung – die die Sepsis auslöst. Fabian wird mit dem Helikopter ins Universitätsklinikum Essen geflogen und auf der Intensivstation an die ECMO, eine Art künstliche Lunge, angeschlossen und ins Koma versetzt. Die Ärzte kämpfen lange um sein Leben. Sie haben keine Wahl: Fabian benötigt zahlreiche Medikamente, um seine Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Dies hat jedoch einen hohen Preis: Der schwere Schockzustand und die Toxine des Erregers Streptococcus pyogenes führen zu einer Minderdurchblutung und schließlich zu einem Absterben der Extremitäten. Als Fabian nach 20 Tagen aus dem Koma aufwacht, muss er seinen Armen und Beinen hilflos dabei zusehen, wie sie immer weiter absterben.

54 Tage lag Fabian auf der Intensivstation. Familie, Freunde und Klassenkameraden schickten Fabian Fotos und Briefe für seine Mutmachwand im Krankenzimmer. Als es Fabian etwas besser ging, machte die Klinik ihm eine besondere Freude: Ein Besuch auf dem Hubschrauberlandeplatz.

Es geht wieder aufwärts

Aufgrund eines Luftröhrenschnittes kann Fabian zunächst nur mit den Augen kommunizieren. Er verliert 45 kg Gewicht, leidet unter Panikattacken und schweren Schlafproblemen. Was ihn aufrecht hält: Familie, Freunde und das Team der Intensivstation, die alle Hebel in Bewegung setzen, damit Fabian seinen Lebensmut nicht verliert. „Ohne diese Unterstützung hätte ich es nicht geschafft“, erinnert sich Fabian. Schließlich steht fest, dass beide Arme und sein linkes Bein amputiert werden müssen.

Laufen lernen mit zwei Bein- und Armprothesen: Das erfordert viel Kraft, Willen und Mut. Fabian hat es geschafft. Seine nächsten Ziele: Wieder Joggen und Schwimmen zu können.

Es folgen 12 Wochen Reha, in denen Fabian Freunde mit dem gleichen Schicksal findet und Lebensfreude zurückgewinnt. Bis zuletzt kämpfen die Ärzte um sein rechtes Bein, doch aufgrund von Nekrosen und einer Entzündung hinter der Kniescheibe ist auch dieses Bein nicht zu retten. Seither lebt Fabian mit vier Prothesen. Inzwischen kommt er mit ihnen im Alltag sehr gut zurecht, doch es sind immer wieder Anpassungen notwendig. Ruhe und Entspannung gibt es nicht.

Ein Wunder der Technik: Fabian meistert mit seinen Prothesen selbstständig den Alltag und kann sogar eigene kleine Programmierungen vornehmen, um benötigte Handgriffe hinzuzufügen.

Erforschung des Immunsystems = Leben retten

„Das Krankheitsbild der Sepsis fristet immer noch ein Schattendasein“, erläutert Prof. Dr. Thorsten Brenner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Universitätsmedizin Essen. Das birgt Gefahren: Pro Jahr gibt es rund 50 Mio. Sepsisfälle weltweit, 11 Mio. enden tödlich. In Deutschland ist es die dritthäufigste Todesursache. Eine Sepsis kann jeden treffen, die Symptome sind jedoch völlig unterschiedlich. Dies macht es schwer, eine Sepsis rechtzeitig zu erkennen. Warum ist das so? „Letztendlich handelt es sich bei einer Sepsis um eine Fehlregulation des eigenen Immunsystems auf Basis einer Infektion. Die Immunsysteme sind jedoch so individuell und dynamisch wie die Menschen selbst“, erläutert Prof. Brenner. „Daher konzentrieren sich unsere Forschungsbestrebungen, unter Zuhilfenahme künstlicher Intelligenz, darauf, wie man das Immunsystem der Erkrankten wieder in die richtigen Bahnen lenken kann.“

Wie ein Familien-Wiedersehen: Das Team der Intensivstation II der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Universitätsmedizin Essen hat seine ganze Kraft für Fabians Genesung gegeben.

Jede Spende hilft!

Neben innovativer Sepsisforschung setzt sich Prof. Brenner mit Aufklärungsveranstaltungen und -kampagnen dafür ein, die Bevölkerung besser über Sepsis zu informieren und wirbt für Prävention: „Impfungen gegen Viren und Bakterien können Sepsis vorbeugen.“

Stärken ihren Sohn bei seinem Weg zurück in den Alltag: Fabians Eltern stehen an seiner Seite.

Auch Sie können mit ihrem Beitrag schwer erkrankten Menschen wie Fabian helfen. Mit Ihrer Spende – ob groß oder klein – können Sie Projekte wie innovative Forschungsvorhaben oder Aufklärungs- und Präventionsangebote ermöglichen, die ohne Ihre Unterstützung nicht realisiert werden können – denn sie gehen über die gesetzliche Finanzierung hinaus. Vielen Dank!

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