Herr Prof. Dittmer, wie bewerten Sie die aktuelle pandemische Lage?

Um die vierte Welle zu durchbrechen, bedarf es einer Kombination unterschiedlicher Maßnahmen: Impfungen, 2-oder 3-G-Regeln sowie eine freiwillige Kontaktbeschränkung der Bürgerinnen und Bürger. Empirische Erhebungen haben gezeigt, dass der Impfzyklus ohne eine Auffrischungsimpfung nicht abgeschlossen ist. Dies ist auch bei anderen Viren oder Impfstoffen nicht ungewöhnlich. Um Hausärzte bei den Impfungen zu unterstützen, wäre eine flächendeckende Reaktivierung der Impfzentren oder die Öffnung kleinerer dezentraler Impfstellen zu empfehlen. Aus virologischer Sicht muss der Fokus weiter auf die Impfungen gerichtet bleiben. Ohne die bisherigen Impfungen wäre die Lage heute dramatischer.

Wo steht aktuell die Coronaforschung an der Universitätsmedizin Essen?

Auch dank der umfangreichen Unterstützung durch die Stiftung Universitätsmedizin konnten zahlreiche Forschungsprojekte angestoßen werden, deren erste erfolgsversprechende Ergebnisse vorliegen. So untersucht ein Forscherteam am Institut für Virologie unter Leitung von Frau Dr. Sutter und meiner Person die antiviralen Eigenschaften des Proteins Interferon alpha und liefert wichtige Erkenntnisse auf dem Weg zu einem zukünftigen Medikament gegen SARS-CoV-2. Eine andere Forschergruppe unter Leitung von Herrn Prof. Trilling nimmt Kombinationen von  bestehenden Medikamenten und neuen Wirkstoffen mit Interferon gamma unter die Lupe, um diese auf ihre antivirale Wirkung gegen das neue Coronavirus zu prüfen. Interferone spielen deshalb so eine große Rolle, da es wichtige Botenstoffe sind, die das Immunsystem bei Virusinfektionen bildet. Sie helfen dem Immunsystem dabei, Erreger zu erkennen und zu eliminieren. Dies sind nur zwei Beispiele, was durch die Förderung der Stiftung und ihrer Unterstützer*innen bewirkt werden kann. Dafür sind wir sehr dankbar.

Vielen Dank für das Gespräch.