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Forschungspreis Kinderheilkunde

Ziel des deutschlandweit ausgeschriebenen Forschungspreises ist es, Krankheiten von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu bekämpfen, die Lebensqualität der jungen PatientInnen zu erhöhen und durch noch bessere Forschungsbedingungen in der Kinderheilkunde Leben zu retten.

Gemeinsam Gesundheit fördern – Unter diesem Leitgedanken realisiert die Stiftung Universitätsmedizin wichtige Förderprojekte und wegweisende Ideen auf dem Gebiet der Universitätsmedizin, um innovative Forschung und Lehre sowie eine über die reine medizinische Grundversorgung hinausgehende Krankenversorgung sicherzustellen.

  • Insgesamt 1 Mio. Euro für die Forschung  und Weiterentwicklung im Bereich Kinderheilkunde
  • Bereitstellung von je 200.000 Euro im regelmäßigen Zyklus bis 2026

Wer kann sich bewerben?

Bewerben können sich ForscherInnen sowie Forschergruppen etablierter Forschungseinrichtungen und medizinischer Fakultäten in ganz Deutschland, die ihr Forschungsvorhaben im Bereich Kinderheilkunde und im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen umsetzen und erfolgreich weiterentwickeln möchten. Die Stiftung Universitätsmedizin, die das Preisgeld bereitstellt, kann satzungsgemäß unmittelbar nur Vorhaben auf dem Gebiet der Universitätsmedizin Essen fördern. Daher muss auch ein Beteiligter des Forschungsvorhabens die Universitätsmedizin Essen vertreten. Für VertreterInnen der Universitätsmedizin Essen ist eine Bewerbung nur in Kooperation mit VertreterInnen einer anderen deutschen medizinischen Fakultät möglich.

Welche Projektideen können eingereicht werden?

Die eingereichten Forschungsvorhaben sollen einen klaren Bezug zur Verbesserung von Diagnostik, Therapie, Prävention oder Nachsorge besitzen und ein hohes Potenzial wissenschaftlicher Innovation vorweisen. Übergeordnetes Ziel ist es, Krankheiten von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu bekämpfen sowie die Lebensqualität der jungen PatientInnen weiter zu verbessern. Das Preisgeld kann sowohl für Sach- und Investitionsmittel als auch für personelle Ressourcen verwendet werden.

Wie kann man sich bewerben?

Die Stiftung Universitätsmedizin informiert an dieser Stelle über die nächste Bewerbungsphase.

Kontakt

E-Mail: bewerbung@universitaetsmedizin.de, Tel.: 0201-723-4699

Hintergrund

Die Hermann-Seippel-Unterstützungseinrichtung GmbH war ein Tochterunternehmen der E.ON Ruhrgas AG bzw. ihres Rechtsnachfolgers. Satzungsgemäß kommt der Liquidationserlös gemeinnützigen Zwecken zugute. Die Stiftung Universitätsmedizin erhielt 1 Mio. Euro, um damit einen Forschungspreis für Kinderheilkunde auszuloben.


Preisträger 2023

KI verspricht Hilfe für transplantierte Kinder

Forschungspreis für Kinderheilkunde geht an Forschergruppe aus Essen, Heidelberg und Berlin

Abstoßungsrisiko senken, Infektionsrisiko minimieren – Künstliche Intelligenz (KI) soll künftig nierentransplantierten Kindern eine personalisierte Therapie ermöglichen. Mit dem Preisgeld in Höhe von 200.000 Euro durch den „Hermann-Seippel-Preis – Deutscher Forschungspreis für Kinderheilkunde“ kann das Forscherteam in den kommenden drei Jahren seinen innovativen Ansatz, von dem auch Transplantierte anderer Organe profitieren können, vorantreiben.

Ina Brandes, NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft, und Prof. Dr. Ulrich Radtke, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Universitätsmedizin, überreichen den Hermann Seippel-Preis – Deutscher Forschungspreis für Kinderheilkunde 2023 an die Preisträgerin Prof. Dr. Thurid Ahlenstiel-Grunow.

Eine Transplantation kann Leben retten, das Spenderorgan bleibt im neuen Körper allerdings immer ein Fremdkörper. So kommt es zu Abstoßungsreaktionen, die durch spezielle Medikamente – so genannte Immunsuppressiva – unterdrückt werden. Dadurch steigt im Gegenzug das Risiko einer Infektion. Gerade bei Kindern ist dieses Risiko für virale oder bakterielle Infektionen auch durch soziale Kontakte in Kindergärten, Schulen oder bei Freizeitaktivitäten besonders hoch. Um eine Über- oder Unterdosierung mit Immunsuppressiva zuverlässiger zu vermeiden, nehmen aktuelle Forschungen neue potenzielle Marker zur Überwachung in den Blick. Die FACS-Analyse virusspezifischer T-Zellen (Tvis) und die PCR-Messung der Torque Teno Virus (TTV)-Last im Blut stellen vielversprechende Methoden dar, um die tatsächliche Intensität der immunsuppressiven Therapie abzuschätzen. In dem Preisträgerprojekt des „Hermann Seippel Preises“ errechnet eine KI anhand solcher Biomarker in Verbindung mit klinischen Daten das individuelle Risikoprofil, um eine maßgeschneiderte Anpassung der Medikation zu ermöglichen.

In ihrer Laudatio sagte Ina Brandes, Wissenschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen: „Medizinische Spitzenforschung ist in Nordrhein-Westfalen fest verwurzelt – das zeigt die wegweisende Arbeit des Forscherteams in beeindruckender Weise. Erkrankte Kinder können künftig noch besser und zielgerichteter behandelt werden. Vor allem Patientinnen und Patienten, die eine Transplantation erhalten, werden davon profitieren.“

„Mit unserem Forschungsprojekt wollen wir im Sinne der Präzisionsmedizin einen neuen und wichtigen Schritt der personalisierten immunsuppressiven Therapie einleiten – nach dem Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Ziel ist es, Komplikationen nach Nierentransplantationen zu reduzieren, das Überleben des transplantierten Organs zu verlängern und langfristig die Lebensqualität, Entwicklung und Lebenserwartung der transplantierten Kinder zu verbessern“, erklärt Prof. Dr. Thurid Ahlenstiel-Grunow, die das Projekt von Seiten der Klinik für Kinderheilkunde II der Universitätsmedizin Essen gemeinsam mit Prof. Dr. Felix Nensa vom Essener IKIM – Institut für Künstliche Intelligenz in der Medizin leitet. Sie arbeiten in der Forschergruppe mit Dr. Johannes Holle von der Charité Berlin und Prof. Dr. Burkhard Tönshoff von der Universitätsklinik Heidelberg zusammen. Prof. Dr. Ahlenstiel-Grunow: „Dank des Preisgeldes können wir unser Forschungsvorhaben umsetzen, in das wir unsere Expertise im Bereich der virusspezifischen T-Zellenforschung sowie der Künstlichen Intelligenz einbringen können.“

Das Forschungsprojekt läuft über drei Jahre und umfasst mehrere Schritte: Zunächst wird durch die kombinierte Analyse der beiden neuen Biomarker ein Score berechnet, sodass ein Arzt anhand einer Skala den individuellen Grad der Immunsuppression bestimmen und eine Über- oder Unterimmunsuppression frühzeitig erkennen kann. Zusätzlich ist eine Charakterisierung der Immunzellen zur Erfassung der individuellen Auswirkungen der Immunsuppressiva auf das Immunsystem geplant. Dann folgen die Hinzunahme weiterer Daten aus einem bestehenden Register und der Einsatz der Künstlichen Intelligenz. Sie soll automatisierte Algorithmen ermitteln, durch die sich Wahl und Dosierung der Immunsuppressiva gezielter an das individuelle Risikoprofil und den tatsächlichen Bedarf der Patientinnen und Patienten anpassen lassen.

„Das Preisträgerprojekt erfüllt beispielhaft die Anforderungen, die der Hermann-Seippel-Preis stellt: Es entwickelt durch seinen Fokus auf nierentransplantierte Kinder die Kinderheilkunde weiter und fördert die Vernetzung der medizinischen Fakultäten in Deutschland“, erläutert Prof. Dr. Ulrich Radtke, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Universitätsmedizin. „Wir freuen uns, diese wegweisende Forschung unterstützen zu können, gratulieren den beteiligten Forscherinnen und Forschern aus Essen, Berlin und Heidelberg sehr herzlich und wünschen ihnen viel Erfolg bei ihrer bedeutenden Arbeit.“


Rückblick bisheriger Preisträger

Forschungspreis für Kinderheilkunde 2019

Ungefähr jedes zehnte Kind wird zu früh geboren – damit stellen Frühgeborene die größte Patientengruppe der Kinderheilkunde dar. Die noch nicht ausreichend entwickelten Körper verlassen den Mutterleib früher als geplant und werden dadurch einer verhältnismäßig hohen Sauerstoffkonzentration ausgesetzt. Das kann die Organentwicklung beeinträchtigen und zu chronischen Folgeerkrankungen führen, die bisher nicht medizinisch therapierbar sind. Die häufigsten Spätfolgen sind Lungenerkrankungen und neurologische Entwicklungsstörungen. Der 2. Hermann-Seippel-Preis – Deutscher Forschungspreis für Kinderheilkunde wurde deshalb an ein Forschungsprojekt zur Prävention bei Frühgeborenen verliehen.

Schirmherr Dr. Eckart von Hirschhausen zeigt sich begeistert: „Ich gratuliere den Preisträgern des Universitätsklinikums Dresden und des Universitätsklinikums Essen. Das Projekt setzt bei den Kleinsten an: Die Erforschung einer frühzeitigen Intervention, um Erkrankungen in Lunge und Gehirn gar nicht erst entstehen zu lassen, macht Hoffnung und könnte zukünftig allen Frühgeborenen und ihren Familien zugutekommen.“ Die Bewerber konnten vom 18.12.2018 bis zum 31.03.2019 innovative Projekte mit dem Schwerpunkt Prävention in der Pädiatrie einreichen. Eine Jury aus Medienvertretern und Experten wählte in einem zweistufigen Verfahren im Anschluss das Siegerprojekt.

Das Forscherteam um Herrn Prof. Dr. Ivo Bendix von der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und Herrn Prof. Dr. Mario Rüdiger von der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden konzentriert sich auf bestimmte Stammzellen, sogenannte „Mesenchymal Stromal Cells“. Da die körpereigenen Zellen der Frühgeborenen durch die erhöhte Sauerstoffkonzentration außerhalb des Mutterleibs geschädigt werden, könnte die Zuführung solcher Stammzellen von außen eine positive Auswirkung auf die Vorbeugung von Lungen- und neurologischen Erkrankungen haben. „Deshalb haben wir an der TU Dresden ein patentiertes Verfahren entwickelt, um diese Zellen aus der Nabelschnur von gesunden Neugeborenen zu gewinnen. Dies hat den großen Vorteil, dass wir Zellen in hoher Anzahl und sehr guter Qualität zur Verfügung haben und später auch als Medikament anwenden können“, erläutert Prof. Dr. Mario Rüdiger, Leiter der Neonatologie und Pädiatrischen Intensivmedizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus. Konkret soll überprüft und verglichen werden, wie sich die Zuführung der Stammzellen (MSC) von Neugeborenen auf die Entwicklung von Erkrankungen auswirkt. „Die langfristigen Effekte werden im Anschluss durch komplexe Verhaltenstests zur Untersuchung der neurologischen Funktionen überprüft. Außerdem sollen Gehirn und Lunge mittels hochmodernem 3D-Whole-Organ-Imaging und ultrahochauflösender Elektronenmikroskopie untersucht werden“, beschreibt Prof. Dr. Ivo Bendix, Leiter des Forschungslabors der Klinik für Kinderheilkunde I am Universitätsklinikum Essen.

Forschungspreis für Kinderheilkunde 2016

Ein Forschungsprojekt zur besseren Diagnose, Behandlung und Nachsorge von Hirntumoren bei Kindern erhielt 2016 den 1. Hermann-Seippel-Preis – Deutscher Forschungspreis für Kinderheilkunde der Stiftung Universitätsmedizin. Das Projekt, das Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie der Universität Duisburg-Essen umsetzen, wurde mit 200.000 Euro gefördert.

Hirntumore sind mit rund 500 Neuerkrankungen im Jahr in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung im Kindesalter. Ihre Diagnose, die Therapie-Kontrolle und die Nachsorge sind bisher nur über bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanz-Tomografie (MRT) möglich. Diese bringen in diesem Zusammenhang nicht immer eindeutige Ergebnisse, sind aber bislang ohne Alternative. Denn für die meisten soliden Tumore bei Kindern und insbesondere den kindlichen Hirntumoren gibt es keine Marker, die eindeutig aufzeigen, ob eine Therapie wirkt und der Tumor am Ende völlig verschwunden ist.

Einen solchen Marker zu finden, haben sich Dr. Basant Kumar Thakur und Dr. Stephan Tippelt von der Kinderhämatologie und -onkologie der Kinderklinik III Essen am Universitätsklinikum Essen und Dr. Kornelius Kerl vom Universitätsklinikum Münster vorgenommen. Die Wissenschaftler konzentrieren sich dabei auf Exosome, die von den jeweiligen Tumorzellen abstammen und in denen sich erkrankungsspezifische Eiweiße, Fette und genomische Signaturen der jeweiligen Ursprungszelle nachweisen lassen. 

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