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Zwischen Hilfe und Überforderung: „Familiale Pflege“ kranker Angehöriger

Die häusliche Pflege kranker Familienmitglieder fordert die Angehörigen sehr – und oft überfordert sie auch. Um die Angehörigen auf diese besondere Situation der Krankenpflege besser vorzubereiten und zu unterstützen, fördert die Stiftung Universitätsmedizin die „Familiale Pflege“ am Universitätsklinikum Essen.

Marianne Büsel erinnert sich noch genau an diesen Sonntag im Januar, der alles auf den Kopf stellte. Sie und ihr Mann hatten sich wie immer zum Mittagsschlaf hingelegt. Doch die 70-Jährige merkte schnell, dass etwas nicht stimmte. Ihr Mann schlief unruhig. Plötzlich schnellte er hoch und fiel gleich wieder zurück. „Und dann dieser Schrei. Er rief, er könne sich nicht mehr bewegen“, erinnert sich Marianne Büsel schaudernd. Sie rief sofort den Notarzt. Im Universitätsklinikum Essen diagnostizierten die Ärzte eine Hirnblutung. Die Symptome glichen denen eines Schlaganfalls: Der 76-Jährige war halbseitig gelähmt, nicht mehr aufnahmefähig und konnte nicht sprechen. Sechs Wochen verbrachte er daraufhin im Klinikum, sechs weitere Wochen in der Reha. Dank der sofortigen Behandlung, der intensiven Arbeit mit Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten und der Unterstützung seiner Frau kämpft sich Hermann Büsel seitdem Tag für Tag mühsam zurück. Trotzdem war klar, dass er fortan auf Hilfe und Pflege angewiesen ist.

Häusliche Pflege – Vermittlung von Fachwissen und individuelle Trainings

Den Pflegebedürftigen zu Hause versorgen? „Für mich stand das außer Frage“, sagt Marianne Büsel, die mit ihrem Mann seit über 25 Jahren verheiratet ist. Angst und Unsicherheit waren trotzdem da: „Wie lagere ich meinen Mann richtig, wie drehe ich ihn? Wie kann ich ihn waschen, ihn rasieren? Wie platziere ich eine Bettpfanne oder eine Urinflasche?“ Mit ihren Fragen blieb die Essenerin nicht allein. Bereits im Universitätsklinikum nahm Caroline Kusuran, Krankenschwester und Mitarbeiterin des Projekts Familiale Pflege, Kontakt zu ihr auf. In einem individuellen Training lernte sie Grundlagen der Pflege – direkt am Patientenbett ihres Mannes.

„Mein Mann kam dann früher als geplant aus der Reha zurück. Ich musste blitzschnell Platz für das Krankenbett schaffen, einen Pflegedienst bestellen und vieles mehr.“ Die Familiale Pflege griff ihr auch in der neuen Situation zu Hause unter die Arme. „Mit Schwester Caroline habe ich meine Aufgaben immer wieder geübt. Anfangs konnte ich meinen Mann nur mit ihrer Hilfe in den Rollstuhl setzen. Jetzt kann ich es allein und weiß, wie ich mich selbst dabei schone.“

Vertrauensvoll zusammenarbeiten: Pflegende Angehörige mit Sorgen und Ängsten nicht alleine lassen

Nicht nur die praktische Pflege muss geübt sein, auch der Umgang mit dem Kranken ist nicht immer leicht. „Anfangs hatte ich zu große Erwartungen an meinen Mann. Ich musste die Krankheit erst einmal verstehen.“ Pflegeexpertin Caroline Kusuran half Marianne Büsel auch dabei, „mit dieser ganzen Bürokratie“ zurechtzukommen. „Ich habe immer mit einer Liste auf Schwester Caroline gewartet. Gemeinsam haben wir Anträge gestellt, Formulare ausgefüllt und Telefonate erledigt. Ich habe auch gelernt, meine Aufgaben in einem Pflegetagebuch genau zu dokumentieren.“

Marianne Büsel weicht ihrem Mann nur selten von der Seite. Die speziell geschulten Mitarbeiter der Familialen Pflege ermutigen die Angehörigen jedoch, sich ein persönliches Pflegenetzwerk aufzubauen, das sie entlasten kann. Sie zeigen auch Leistungen auf, die den Familien durch den Staat zustehen, von denen sie aber häufig nichts wissen. „Dass wir Familien längerfristig begleiten und ihre Entwicklung mitverfolgen können, ist sehr wichtig. Nur so entsteht die notwendige Vertrauensbasis für die gemeinsame Arbeit“, sagt Caroline Kusuran.

Familiale Pflege: Unterstützung je nach Bedarf

Die häusliche Unterstützung nach dem Klinik- oder Reha-Aufenthalt durch die Familiale Pflege ist zunächst für sechs Wochen vorgesehen. „Je nach Bedarf können wir die Familien sogar täglich besuchen. In schweren Fällen kann die Unterstützung auch verlängert werden.“ Am Universitätsklinikum Essen werden neben Einzeltrainings am Patientenbett auch regelmäßig „Initial-Pflegekurse“ für alle Interessierten aus der Region angeboten. Sie fördern zusätzlich den Erfahrungsaustausch unter Betroffenen.

„Für die Hilfe durch die Familiale Pflege sind wir unendlich dankbar“, sagt Hermann Büsel leise. Das Sprechen fällt ihm noch immer schwer. Gemeinsam mit „unserer Schwester Caroline“ freut sich Ehepaar Büsel über jeden kleinen Erfolg. „An guten Tagen kann ich meinen Mann jetzt im Rollstuhl auf den Balkon schieben. Dort kann er die Nachbarn grüßen und nachsehen, ob ich seine Blumen auch richtig gieße“, sagt Marianne Büsel. Ihrem Mann huscht ein Lächeln über das Gesicht: „Es wird allerdings noch ein bisschen dauern, bis ich meine Frau wieder zum Tanzen auffordern kann!“

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Wenn Menschen sich entscheiden, einen Angehörigen zu Hause zu pflegen, erfüllen sie dem Erkrankten oft einen großen Wunsch. Sie betreten aber auch einen schwierigen Weg, den sie nicht allein gehen können. Um auch in Zukunft möglichst vielen Menschen in sozialer Not und bei der schwierigen Pflege-Aufgabe zur Seite stehen zu können, sind wir dringend auf Ihre Unterstützung angewiesen!

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